Flachs, synonym Lein, (Linum usitatissimum), ist eine alte Kulturpflanze, die zur Faser- und Ölgewinnung angebaut werden kann.
Durch züchterische Bearbeitung sind daraus Öllein- und Faserleinsorten entstanden.
Die Pflanzenforschung sieht das Urspungsgebiet der Leinpflanze in Nordosteuropa im Bereich des Ural.
Anhand von Funden wurde der Flachsanbau in Europa bereits für die jüngere Steinzeit (ab 11.000 v.Chr.) nachgewiesen. Und Im Mittelmeerbereich ist der Anbau durch Sumerer und Ägypter vor 6.000 bis 8.000 Jahren belegt. Insbesondere für Europa ist davon auszugehen, dass der Anbau über eine sehr lange Zeitspanne zur Faser und Samengewinnung erfolgte.
Über viele Jahrtausende bildete Lein in vielen Teilen der Welt eine wesentliche Grundlage für die Fasererzeugung und Produktion von Garnen und insbesondere Geweben für die Bekleidungs-produktion. Darüber hinaus wurden die Fasern zur Papierherstellung genutzt, und die Samen als Nahrungs- und Heilmittel verwendet.
Die Fasermorphologie ermöglicht die Herstellung sehr feiner und fester Garne, die ihn für die Erzeugung von Bekleidungstextilien prädestiniert. Die notwendigen Faser-eigenschaften werden stark von der Röste (mikrobieller Abbau von Pektinen, die die Fasern untereinander und dem holzigen Stängelbestandteilen verbinden) beeinflusst.
Nach dem Raufen, einer speziell für den Flachs entwickelten Erntetechnik bei der die Stängel mit samt der Wurzel aus dem Erdreich gezogen wird (früher von Hand, heute mit Spezialmaschinen) wird das Stroh parallel zur sog. Feldröste auf das Feld gelegt. Bei Regen und anschließender Trock-nung durch die Sonne werden durch Mikro-organismen die Pektine (siehe oben) abgebaut. Je nach Witterungsbedingungen kann die Feldröste von Flachs sechs bis acht Wochen dauern. Bis in 18te Jahrhundert erfolgte die Röste in Becken, Teichen oder Fließgewässern. Aufgrund der von der Röste ausgehenden Umweltbelastungen wurde sie in Europa verboten. Heute findet sie in größerem Umfang nur noch in Ägypten und China statt.
Da das beste Röstklima in Europa im Bereich des Ärmelkanals zu finden ist, konzentrierte sich der Anbau zunehmend in den küstennahen Gebieten Nordfrankreichs, Belgiens und den Niederlanden.
Aufgrund der im Vergleich zu Baumwolle hohen Verarbeitungskosten von Flachsfasern in der Spinnerei reduzierte sich der Flachsanbau zur Fasergewinnung in den vergangen 200 Jahren trotz interessanter Fasereigenschaften wie hoher Reißfestigkeit, Feuchtig-keitsaufnahme und Färbbarkeit/Farbaufnahme kontinuierlich.
Flachs zählt zur Familie der Leingewächse (Linaceae), die in zwei Unterfamilien, den Hugonioideae und den Linoideae gegliedert. Die Hugonioideae sind vergleichsweise stark verholzt. Die Linoideae, zu denen auch der gemeine Lein zählt, sind hingegen eher krautige Pflanzen.
Familie: Leingewächse
(Linaceae)
Gattung: Lein (Linum)
Art usitatissimum
Deutscher Name: Flachs
Synonym: Lein
Genomgröße: 318 Basenpaare, 43000 Gene
Chromosomen: 2n=30 (Sequenzierung: 2012
[Q1] )
Aufgrund seiner Eigenschaften findet die Flachsfaser weiterhin Verwendung bei der Herstellung hochwertiger Bekleidungstextilien und Tischwäsche. Auch der Einsatz der Fasern im Spezialpapierbereich (Zigarettenpapier, Banknoten, Filtermaterial) ist etabliert. Relativ neu ist der Fasereinsatz in Non-Woven-Bereich. Aus den Fasern zumeist in Mischung mit Synthesefasern hergestellte Matten werden durch Formstanzen zu dreidimensionalen Bauteilen verarbeitet, die Beispielsweise in der Automobilindustrie (z.B. Türinnenverkleidung) oder im Kofferbereich (Kofferschalen) Verwendung finden.