Rückblick

Flachs und Hanf wurden in Deutschland seit Jahrhunderten zur Fasergewinnung angebaut. Daraus hergestellt wurden Garne und Gewebe. Sie dienten z.B. in der Seefahrt als Taue und Tuch bis hin zur Herstellung feinster Textilien für den Bekleidungsbereich.

 

 

Die im Vergleich zur Baumwolle hohen Herstellungskosten, die sich aus den Fasereigenschaften und den zur Verarbeitung benötigten Produktionsverfahren ergeben führten dazu, dass Bastfasern an Attraktivität einbüßten und am Markt mit Wettbewerbsnachteilen zu kämpfen hatten.

 

 

Ein zunehmendes Interesse erlangten die Bastfasern im ersten und zweiten Weltkrieges, die im Zuge des Autarkiestrebens angebaut wurden.

 

Seit den 1950er Jahren verringerte sich der Anbau und Verarbeitung in Deutschland kontinuierlich. Gründe waren die vergleichsweise geringen Erträge, Probleme bei der Feldröste und kaum wettbewerbsfähige Verarbeitungsstrukturen. So lässt sich Baumwolle deutlich effizienter verspinnen und die aufkommenden "Chemiefasern" entsprachen dem Zeitgeist der 60er und 70er Jahre.

 

 

Erneutes Interesse erlangte Flachs in Westdeutschland in den 80er Jahren, da er zum Abbau von Agrarüberschüssen (Stichwort: Tomaten- und Butterberge, Milchseen, ...) beitragen sollte. Der Anbau nachwachsender Rohstoffe sollte eine Alternative bilden sowie Flächenstilllegungen entgegen wirken. Weiterhin sollte er Arbeitsplätze im ländlichen Raum schaffen und so zur Stabilität in den ruralen Regionen beitragen.

 

Ein Blick nach Westen zeigte, dass in den Niederlanden, vor allem aber in Belgien und Frankreich "gutes Geld" mit Flachs verdient wurde. Es folgten entsprechende Förderungen, um die deutschen Äcker wieder "blau" (blau ist die Blüte der Flachspflanze) werden zu lassen. Allerdings ist Flachs, insbesondere seine Röste, nicht einfach und erfordert als Tauröste ein geeignetes Klima (die Wasserröste wurde in Deutschland bereits Mitte des 18. Jahrhunderts aus ökologischen Gründen enorm reglementiert). Dagegen ist sie im Küstenklima, wie es vor allem in der Normandie und Vlandern zu finden ist, relativ unproblematisch durchzuführen. Hinzu kam, das Kleidung aus Flachsfasern Mitte der 80er Jahre einen "Hype" erfuhr - der allerdings als Blase endete. Und Deutschland startete genau in dieser Blase: schlechte(re) Qualitäten zu höheren Preisen halten sich nicht lange am Markt.

 

 

Mit der Aufhebung des Anbauverbots von Faserhanf Mitte der 90er Jahre wurde versucht, an die "Kurzfasertechnologie", die Ende der 80er Jahre in Deutschland für Flachs entwickelt wurde, anzuknüpfen. Dies gelang gut, bis 1998/1999 ein ausufernder Subventionsanbau, von dem vor allem Spanien betroffen war, die Brüsseler Behörden dazu veranlasste, die lukrativen Beihilfen deutlich zu reduzieren.
Diese Entwicklung traf die sich im Aufbau befindliche Deutsche Hanfverarbeitungsbranche, was zur Folge hatte, das sich die Anbauwürdigkeit im Wettbewerb zu anderen Kulturarten deutlich verschlechterte bzw. Faserpreise notwendig wurden, die dem Wettbewerb aus Frankreich, Belgien und den Niederlanden nicht stand halten konnten.

 

 

Neuere Entwicklungen auf dem Markt für Hanfsamen befördern den Anbau, und das faserhaltige Stroh wird zum preisgünstigen Koppelerzeugnis. Insbesondere für preissensible Anwendungen im Massenbereich (z.B. Automotive und Dämmstoff) scheint es geeignet.

 

Aktuell werden in Deutschland im Rahmen von F&E-Projekten Verfahren entwickelt, bei denen Fasern entstehen, die im Wettbewerb zu Glasfasern bemerkenswert gut abschneiden.

 

 

Auch im Zuge der Bioökonomie-Strategie ergeben sich Möglichkeiten, die den Bastfaserpflanzenanbau in Deutschland begünstigen. Hinzu kommen Fruchtfolgebeiträge, die, so zeichnet es sich ab, im künftigen Regime der EU-Agrarpolitik (GAP) gewürdigt werden.

 

 

Daher schaut die Deutsche Naturfaserbranche deutlich optimistisch in die Zukunft.

 

 

 

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